Neuer Tag, neuer Beitrag. Es geht weiter!
Als es nicht mehr ging, musste ich mein Engagement irgendwie herunterfahren. Mein Arzt sagte mir, ich soll als erstes an mich selber denken und als ich nach drei Monaten Zwangsurlaub durch den gelben Schein langsam wieder anfing, musste auch alles um die Arbeit herum irgendwie geordnet werden.
Im Schützenverein machte ich weniger und machte weniger Nachtwanderungen. Das Stadtteilfest fand ja nur einmal im Jahr statt, da hielt sich der Aufwand bis auf den einen Tag ziemlich in Grenzen. Trotzdem immer noch ein ganz schönes Paket.
Trotz alles Reduzierungen, hatte ich immer noch ein ganz schönes Paket zu schleppen. Aber dann, wenn man es schon gar nicht mehr erwartet, passieren die größten Wunder: ich lernte nach langen Jahren des Single-Daseins wieder eine Frau kennen und lieben und kurz danach bekam ich nach einem langen Bewerbungsverfahren das Angebot, in den öffentlichen Dienst zu wechseln. Doppel-Bingo.
Damit verbunden war dann auch eine gemeinsame Wohnung. Diese war allerdings nicht mehr im heimischen Stadtteil, sondern in einer benachbarten Stadt, etwas 40 Kilometer von meinem bisherigen Wohnort entfernt.
Zur Arbeit pendelte ich von Anfang an mit der Bahn – die nicht in meinem alten Stadtteil hält. Damit war ich also schlagartig aus dem gewohnten Umfeld raus und fing an meinem neuen Wohnort quasi bei Null wieder an.
Aus dem Schützenverein bin ich mittlerweile ausgetreten und die Nachtwanderer unterstütze ich nur noch bei einzelnen Veranstaltungen. Nur das Stadtteilfest, das mache ich noch weiter.
Die Freunde leben immer noch im Umkreis von gut 50 km um meinen alten Wohnort verteilt und obwohl ich im Freundeskreis meiner Freundin hervorragend aufgenommen wurde, kannte ich so gut wie niemanden in der Nähe der neuen Wohnung.
Gleichzeitig hatte ich schon damals, als ich bei den Nachtwanderern anfing, ein wenig meine Fühler nach anderen Möglichkeiten des Ehrenamtes ausgestreckt – unter anderem auch bei einer der Hilfsorganisationen an meinem damaligen Wohnort. Dort hieß es allerdings von Anfang an, dass denen die halbe SEG weggelaufen wäre – angefangen bei der Führung – und dass ich direkt und schnellstmöglich als Gruppenführer und eventuell sogar als Zugführer ausgebildet werden sollte.
Genau das wollte ich aber nun nicht – neben der Verantwortung für bis zu 4 Auszubildende (davon 2 Problemfälle, die nur eingestellt wurden, weil der Chef ein weiches Herz hatte), die ich zu der Zeit betreute und der Verantwortung für eine Gruppe von bis zu 25 Jugendlichen im Schützenverein (auch da waren einige Problemfälle, die intensiverer Betreuung bedurften), wollte ich nicht auch noch ins kalte Wasser geschmissen werden und quasi als Führungspersonal in einem unbekannten Arbeitsbereich einsteigen. Auf gut deutsch: die haben mich damit ein bisschen sehr verschreckt.
Trotzdem schwelte der Gedanke weiter in meinem Hinterkopf herum – über Jahre – und reifte so zu einer ziemlich festen Idee heran. Und so fasste ich mir einige Monate nach dem Umzug ein Herz und schrieb die am Wohnort ansässigen Hilfsorganisationen an.
Die erste Reaktion bekam ich binnen einer halben Stunde und so wurde ich noch für den gleichen Abend eingeladen, am Bereitschaftsabend teilzunehmen.
Dieser erste Bereitschaftsabend war dann auch gleich eine Vorbesprechung für eine bevorstehende Großveranstaltung und ich fühlte mich direkt wieder in meine Bundeswehrzeit zurückversetzt. Immerhin konnte ich so als Neuling dem ganzen Thema ziemlich gut folgen und als ich nachher mit der Bereitschaftsleitung sprach, festigte sich der Wunsch, da weiter mitzumachen.
Es folgten weitere Bereitschaftsabende und Gespräche mit den neuen Kameraden und irgendwann wurde ich für den Einsatzplanungs-Server freigeschaltet und irgendwie war ich angekommen – und plötzlich war ich für meinen ersten Dienst als Praktikant angemeldet. Nein, eigentlich waren es sogar gleich zwei Dienste in recht kurzem Abstand.