So langsam geht es ans eingemachte!
Der erste Dienst war auf einem kleinen Festival, bei dem wir den örtlichen Kreisverband unterstützten. Maximal 5.000 Besucher wurden erwartet, es war Anreisetag und es war Traumwetter. Beste Voraussetzungen für den ersten Dienst.
Die erste Garnitur Ausrüstung bestand aus einem Poloshirt, einer Hose und einer Jacke, alles gebraucht und alles nicht wirklich passend. Die Jacke war eine Nummer zu groß (was nicht wirklich schlimm ist), die Hose war eine Nummer zu klein (was beim Hinknien ziemlich unangenehm ist), nur das Poloshirt passte auf Anhieb. Immerhin, ich hatte meinen ersten Satz Dienstkleidung bekommen.
Am Tag des ersten Dienstes hatte ich mir extra einen Tag Urlaub genommen, um in Ruhe auszuschlafen, mich fertigzumachen und dann zum Kreisverband zu fahren. Dort angekommen, zog ich mich um und langsam trudelten die anderen Helfer ein und so machten wir uns auf den Weg zum Veranstaltungsort. Als wir ankamen, war der Aufbau des Behandlungsplatzes in vollem Gang und wir fassten gleich mit an.
Als alles stand und an seine entsprechenden Stellen verräumt war, wurden die Teams eingeteilt. Ich sollte zu Anfang auf dem Behandlungsplatz zuschauen, lernen und gegebenenfalls helfen. Nachdem die Fußstreifen ihre Rucksäcke gecheckt und die Funkgeräte getestet hatten, kamen auch schon die ersten Besucher am Gelände an – und damit auch bei uns.
Als die erste Patientin das Zelt betrat, warf der Leiter des Behandlungsplatzes einen Blick auf das aufgeschrammte Bein, schaute mich an und sagte „Hier, mach mal. Als Ersthelfer solltest du das hinkriegen. Frag, wenn du dir unsicher bist.“ Wow. Ein Wurf ins kalte Wasser – und das absolut unvermittelt. Aber egal…
Ich stellte mich vor und schaute mir das Schienbein an. Ein ungefähr 10 cm langer Kratzer war zu sehen, der sich nach der Reinigung der Umgebung als gar nicht so tief herausstellte, wie es erst aussah. Also weiter sauber machen, Kompresse drauf und Verband drum. Eine gebrummte Zustimmung vom Leiter des Behandlungsplatzes, der immer noch hinter mir stand, zeigte, dass ich mich nicht ganz so blöd angestellt hatte, wie ich es zu Anfang befürchtet hatte.
Den Rest des Nachmittages verbrachten wir damit, das eine oder andere Pflaster zu kleben, Blasen zu polstern und ich lernte eine der wichtigsten Aufgaben: die Dokumentation im Patientenprotokoll. Als der Abend später wurde und es dunkel wurde, bekamen wir dann auch etwas mehr zu tun. Erst kam eine Patientin, der beim Trinken aus einer Dose ein Insekt in die Zunge gestochen hatte. Für sie ging es zur Sicherheit direkt ins Krankenhaus, denn die Zunge schwoll an. Zwar eher langsam aber doch stetig.
Kurz danach stand eine Festivalbesucher bei uns im Zelt und sagte „Könnt ihr mal kommen, meine Freundin ist grad gefallen und hat starke Schmerzen.“
Eine der Fußstreifen setzte sich in Bewegung und einer der Helfer stand kurz danach direkt wieder bei uns – eine Trage war gefragt. Ich schnappte mir das eine Ende einer der Tragen und nach einigen Metern waren wir schon angekommen.
Tatsächlich war eine junge Frau über einer der zahlreichen Zeltschnüre gestolpert und etwas unglücklich gefallen. Gut, dass sie noch einen Gipsarm trug, könnte durchaus dazu beigetragen haben. Sie sagte, dass sie erst vor einer Woche wegen eines gebrochenen Armes operiert worden wäre und jetzt nach dem erneuten Sturz der Fuß auf der gleichen Seite schmerzen würde. Es sei aber mittlerweile auszuhalten.
In dem Moment, als ihr Freund die Hoffnung äußerte, dass der Knöchel nicht gebrochen sei, hob einer der Sanitäter das Bein vorsichtig an – aber der nach vorne abkippende Fuß zeigte schnell, dass diese Hoffnung vergebens war. Der war durch. Unglücklich.
Die junge Frau wurde also kurzerhand auf die Trage verlagert und (nach dem Aushängen einiger weiterer Zeltschnüre) zum Behandlungsplatz gebracht und von dort direkt weiter ins Krankenhaus gefahren. Ihr Festival war damit beendet, sie wurde noch in der Nacht operiert.
Für uns war kurze Zeit später Dienstende und es ging ohne weitere Zwischenfälle nach Hause zurück.